Projektbericht für das Schuljahr 2019/2020

Mit viel Spaß und Engagement produzierte die junge Schülerfirma fleißig, lernte neue Software und verkaufte die ersten Maker-Produkte. Alle Arbeitsschritte werden unter unternehmerischen Gesichtspunkten betrachtet und verwirklicht. Bleiben die Schüler/innen z.B. länger, so notiert das das demokratisch gewählte Geschäftsführungsteam als Überstunden. Nach der Firmengründung standen zunächst Teamfindungsspiele auf der Agenda, um den Firmenzusammenhalt zu stärken.
Anschließend entwickelten die Schüler/innen und Lehrkräfte gemeinsam Kommunikations- und Arbeitsregeln. Aufgrund individueller Neigung und Interesse teilten sich die Schülerinnen und Schüler die Aufgaben (Arbeitsplätze) innerhalb der Firma auf. Die geforderte Einbindung der Schulsozialarbeit wird für später als Element einer „Mitarbeiterschulung“ erwogen, denn Medienpädagogin Batzler ist auch Sozialpädagogin und versiert im Vermitteln von sozialem Lernen und Teamfähigkeit. Das Bestellen der Materialien, der Entwurf von Bestellformularen und die Abrechnung der Kosten überwachen eine mathematisch begabten Schülerin und der Lehrer. Wer sich nicht engagiert, der bekommt eine Abmahnung oder im Extremfall sogar eine Kündigung. Die Jugendlichen identifizieren sich sehr mit ihrer Firma und zeigen ein hohes Engagement. Nach der Entwicklung eines eigenen Firmenlogos bedruckten die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe eines Vinyl Druckers eigene Firmen-T-Shirts und trugen diese stolz beim ersten Schulverkauf im Dezember 2019. Verkauft wurden die eigens produzierten Wearables und LED Armbänder. Der Jubel war groß, als am Ende satte 35 Euro in der kleinen Kasse lagen. Viel Geld ist das zwar nicht im Sinne einer Kosten- und Überschussrechnung, jedoch war der pädagogische Erfolg viel mehr wert. Nach der gemeinsamen Kostenanalyse wurde den Schülern schnell bewusst, dass alleine die Arbeitskosten, bewertet mit dem Mindestlohn (9,35 €), den Verkaufspreis (2,50 €) um ein Vielfaches überschritten. Dadurch wurden viele Erkenntnisse gewonnen, die später immer wieder aufgegriffen werden können. Gerade auch im Blick auf Niedriglohnländer, die aufgrund von „Hungerlöhnen“ und schlechten Arbeitsbedingungen sehr günstig in Handarbeit produzieren können. Auch die Vorteile der Massenproduktion und maschinellen Fertigung konnten hierbei sehr gut verdeutlicht werden. Unternehmerische Ziele wie z.B. Wirtschaftlichkeit, Gewinn oder Rentabilität wurden angebahnt. Die Jugendlichen erleben in dem Projekt innerbetriebliche Aufbau-, Arbeits- und Ablauforganisation sowie Teamarbeit anhand praktischer Erfahrungen und sammeln somit auch wichtige Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten für ihr späteres Berufsleben.

Die Jugendlichen erleben im Projekt wahre Selbstwirksamkeit, in dem sie sich z.B. gegenseitig zu Überstunden motivieren, um die elektrifizierten Armbänder in harter Arbeit von Hand zu nähen. Sie entwickeln eigene Kreationen für das Design und präsentieren sich in professionell designten T-Shirts vor ihren Mitschülern/innen und Lehrer/innen. Das war ein großes identitätsstiftendes Erfolgserlebnis.

Medienpädagogin Batzler hat gemeinsam mit Lehrer Blaesius ein pädagogisches Konzept mit einer Unterrichtsplanung entwickelt, die einen niedrigschwelligen Zugang zur Technik- und Wirtschaftswelt zulässt. Ganz bewusst steigern sich die Anforderungen einer Produktionsfirma und passen sich stufenweise an. Häufige Feedbackrunden und Teamspiele fördern zudem das soziale Lernen. Dem ersten Testverkauf eines einfachen Makerproduktes sollte dann der Verkauf von Schlüsselanhängern aus dem 3D Drucker folgen. Hierfür wurden bereits Aufträge von Mitschülern, Freunden und Familienangehörigen durch selbstgestaltete Bestellformulare entgegengenommen. Auch erste Schlüsselanhänger gingen schon in die Produktion und wurden verkauft. Parallel dazu entwarfen die Jugendlichen persönliche T—Shirt Designs mit einem Bildbearbeitungsprogramm, um sie auf gebrauchte T-Shirts aufzubügeln. Diese Upcycling Produkte sollen dann, in Anlehnung an gemeinnützige und werbewirksame Aktionen echter Firmen, an Freunde oder Familienangehörige verschenkt werden. Hierzu überlegte sich die Marketing Abteilung der Young Maker Company ein visuelles Konzept für einen Werbetrailer und entschied sich für die einfache Videoschnittsoftware iMovie, eine Applikation auf dem iPad. Die Schülerfirma steigerte ihr Produktionstempo und die Jugendlichen erlernten viele neue digitale Kompetenzen, vom Zurechtfinden auf einem PC bis hin zum Anwenden einer Konstruktionssoftware für 3D Druckerzeugnisse, die räumliches Denken verlangt. Geplant waren ein Verkaufstand von Makerprodukten und eine Einführung in Coding durch das Spielen des mobilen Escape Game Abenteuers „Code Breakers“ beim sommerlichen Schulfest innerhalb der Projekttage. Eine weitere Präsentation war für den 25. Juni im Rahmen der Medienkompetenzwoche Rheinland-Pfalz geplant. Alternativ ist hier der Projektbericht veröffentlicht und dokumentiert.

Die Schülerfirma hätte innerhalb der Medienkompetenzwoche sehr gerne der regionalen Presse und Lokalpolitikern ihr Konzept und ihre Produkte vorgestellt. Im März 2020 überraschte jedoch die Corona Pandemie auch die GestaltBar Ludwigshafen. Eine interaktive Erreichbarkeit der Schüler/innen war während des Lockdowns aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich. Außerdem hatten nicht alle Jugendlichen ein internetfähiges Endgerät für digitale Lernformen zur Verfügung, um über alternative Arbeitsformen oder Homeschooling oder Homeoffice Bedingungen sprechen zu können. Alle Präsenzveranstaltungen in der Schule, wie auch im Haus der Medien, wurden abgesagt. Momentan werden die Siebtklässler zwar im wöchentlichen Wechsel wieder beschult, jedoch ist eine Wiederaufnahme der regelmäßigen Treffen erst wieder im nächsten Schuljahr möglich. Dies hat den Grund, dass die Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtfachbereichs der Anne-Frank-Realschule plus aus unterschiedlichen Klassen der gleichen Klassenstufe zusammengesetzt sind und diese nun im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen und Hygieneschutzbestimmungen nur noch einheitlich in ihrem Klassenverband beschult werden dürfen, um Infektionsketten so gering wie möglich zu halten und besser nachvollziehen zu können. Zwischenzeitlich beriet Medienpädagogin Batzler den Lehrer Blaesius mit Hinweisen über digitale Tools für den Fernunterricht und gibt Fortbildungshinweise in Web-Seminaren zu den Themen Webtools für Homeschooling und digitale Elternsprechstunden auf der Startseite von medien+bildung.com zu finden. Zusätzlich wird Lehrer Blaesius Gast im Webtalk zum Thema „Lernförderung für (Neu)Zugewanderte in Zeiten von Corona“ – Aktuelle Veranstaltungen zu finden in Facebook

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